Indie Magazines - Frequently Asked Questions

Seit April 2022 betreiben wir in unserem Studio Store in der Wiener Leopoldstadt einen kulinarischen Kiosk für Indie Food Magazine. Weil wir des Öfteren auch Fragen zu Indie Magazinen generell gestellt bekommen, haben wir hier die Antworten auf die fünf uns meist gestellten Fragen in einem eigenen Beitrag zusammengefasst.

Was sind Indie Magazine und wie unterscheiden sie sich von anderen Zeitschriften?

Indie Magazine sind unabhängige Zeitschriften, die sich meist auf ganz bestimmte Themen oder Nischen spezialisiert haben. Der Begriff "Indie" kommt aus dem Englischen und steht für "independent", also unabhängig. Im Gegensatz zu den großen Verlagen, die oftmals einer bestimmten Agenda folgen, sind Indie Magazine unabhängig und können daher freier und kreativer agieren. Weil sie ohne finanzielle Unterstützung von großen Unternehmen oder Institutionen auskommen müssen, haben sie auch den Vorteil, selbst Kontrolle über Veröffentlichung und Vertrieb zu haben. Extrem spannend an Indie Magazinen ist, dass sie in verschiedenen Ländern und unterschiedlichsten Kulturen entstehen und dadurch eine sehr große Vielfalt an Themen, Perspektiven und Stilen bieten. Indie Magazine unterscheiden sich aber nicht nur im Inhalt von anderen Zeitschriften, sondern oft auch in der Form: Sie spielen mit Formaten, Layouts, Schriften, Fotostilen. Oft merkt man schon an der Haptik des Covers, dass Indie Magazine oft sehr hochwertig produziert werden.

Warum erleben Indie Magazine eine Renaissance? Ist Print nicht tot?

Es stimmt, Indie Magazine gewinnen seit einigen Jahren an Popularität. Ein Hauptgrund dafür ist mit Sicherheit, dass sie eine alternative Stimme in einer immer kommerzieller werdenden Medienlandschaft bieten. Sie nehmen vielfältigere Perspektiven ein, werfen den Blick auf Themen oder Kulturen, die in kommerziellen Medien oft keine Berücksichtigung finden. Indie Magazine haben oft ein sehr starkes Konzept und eine besondere Nische, die ein ganz eigenes Publikum anspricht, das der Mainstream-Zeitschriftenmarkt nicht erreicht. Dabei sind es insbesondere soziale Medien, die es Indie-Magazin-Macher:innen ermöglichen, ihre ganz spezifische Zielgruppe zu erreichen, ihre kleine Nische perfekt zu kommunizieren und so auf ihre Veröffentlichungen aufmerksam zu machen.

Die meisten Indie Magazine sind auch extrem hochwertig produziert, ja zelebrieren das Handwerk des Magazin-Machens. Der Trend zu Handwerklichem, die Sehnsucht nach dem Analogen (auch ein Gegentrend zur Digitalisierung) beflügelt auch die Nachfrage nach Indie Magazinen. Die Rückkehr zu seltener, kleiner gedruckter Ausgaben von gut ausgeführten Zeitschriften zeigt damit einhergehend auch eine größere Wertschätzung von Grafikdesign, eine eigene Community und eine kulturelle Abkehr von Massenmarkt-Publikationen.

Indie Magazine, soziale Medien und digitale Technologien – wie passt das mit der Renaissance von Print zusammen?

Viele Indie Magazine haben eine starke Online-Präsenz. Sie nutzen die digitalen Entwicklungen, um ihre Präsenz zu stärken. Oftmals starten neue Indie Magazine auch gleich mit einer Online-Crowdfunding-Kampagne, um ihre Erstausgabe zu finanzieren und von Beginn an stark zu kommunizieren. Durch Social-Media-Plattformen wie Twitter und Instagram und Crowdfunding-Seiten wie Patreon und Kickstarter ist es noch nie einfacher gewesen, ein Publikum aufzubauen und seine Kreationen zu verkaufen. Ein Best-Practice-Beispiel dafür aus Österreich ist das Magazin Salt & Wonder, das die kulinarische Start-Up-Bewegung Europas porträtiert. Salt & Wonder konnte sowohl seine erste Ausgabe "The New Old Lisbon" als auch die zweite Ausgabe "Rising Tides in Reykjavík" durch eine Kickstarter-Kampagne erfolgreich funden.

Freilich nützen auch die digitalen Technologien bei der Produktion von Indie Magazinen: digitaler Druck, digitale Datenübertragung ermöglichen es den Teams von Indie Magazinen, ortsunabhängig ein Magazin zu erstellen, Kosten zu sparen und Zeitschriften verhältnismäßig schnell und effizient zu produzieren. Einer der größten Benefits für Indie Magazin Macher:innen ist aber die weltweite Community, die einem soziale Medien ermöglichen. Wir sind beispielsweise große Fans der Online-Community des Cherry Bombe Magazines #bombsquad, die über das Magazin hinaus Inspiration und Events liefert.

Was waren die ersten dieser Indie Magazine?

Eines der ältesten Indie Magazine ist Frame, ein Print-Magazin für Interior Design, das seit 1997 in Amsterdam erscheint. Das Magazin beschäftigt sich mit "meaningful spaces", die es Menschen erlauben, achtsamer zu arbeiten, zu entspannen und besser zu leben.

Ein Pionier auf dem Indie-Magazin-Markt ist definitiv auch Monocle, das 2007 von Tyler Brûlé gegründet wurde, um eine globalere Perspektive auf Politik, Business, Kultur und Design zu werfen. Heute wird Monocle in London und Zürich herausgegeben, hat aber auch Büros in Tokyo, Hong Kong, Los Angeles und Toronto. Das Magazin erscheint 10x jährlich und hat seit 2020 auch ein vierteljährliches Schwestern-Magazin: Konfekt. Monocle und Konfekt sind auch bei uns im Ferment Kiosk erhältlich, weil beide Magazine immer sehr spannende Artikel rund um die Themen Hospitality, Drinking, Dining und Travel bringen.

The Gentlewoman gehört definitiv auch zu den Pionieren am Indie-Magazin-Markt. Es  ist ein wunderschön produziertes halbjährliches Magazin, “that celebrates modern women of style and purpose.” Es erscheint seit 2010 und wird vom niederländischen Duo Gert Jonkers und Jop van Bennekom herausgegeben. The Gentlewoman ist ein Modemagazin mit Schwerpunkt auf persönlichem Stil – es erforscht, wie echte Frauen aussehen, denken und sich kleiden. The Gentlewoman ist auch auf Instagram aktiv.

Schließlich sind auch noch Kinfolk und Cereal wichtige Wegbereiter für die Indie-Magazin-Szene:

Kinfolk ist ein Print-Magazin, das sich der Lebensqualität von globalen Community von Kreativen widmet. 2011 in Portland, Oregon (USA) gegründet, erscheint das Magazin vierteljährlich mit dem Ziel “ways for readers to simplify their lives, cultivate community and spend more time with their friends and family” (Kinfolk 2014) zu finden. Themen sind Work Life Balance, Design und Kultur. Das Magazin erscheint auf Englisch, wird aber auch auf Japanisch, Chinesisch, Koreanisch und Russisch übersetzt. Auch der Kinfolk-Instagram-Account ist extrem inspirierend.

Cereal ist ein halbjährlich erscheinen Reise, Kunst und Style-Magazin aus UK. Jede Ausgabe widmet sich einigen wenigen Destinationen, dafür in der Tiefe, ergänzt durch Interviews und Geschichten rund um Design, Kunst und Fashion. Cereal hat auch einen tollen Instagram-Kanal.

Warum sind Indie Magazine teurer als andere Zeitschriften?

Es stimmt, viele Indie Magazine sind teurer als Magazine großer Verlagshäuser. Das hat mehrere Gründe:

  • Zunächst haben Indie Magazine oft eine recht kleine Druckauflage. Sie profitieren also schon mal nicht von Skaleneffekten, die Magazine oder Zeitschriften mit höherer Druckauflage haben.

  • Außerdem sind die Druckauflagen für Werbung zu klein oder die Magazin-Macher:innen entscheiden sich bewusst gegen Werbung im Magazin, sodass die Magazine zum Großteil rein über Verkaufserlöse finanziert werden.

  • Zudem haben Indie Magazine auch nicht die Vertriebsstrukturen wie große Zeitschriften, sondern die Herausgeber:innen kümmern sich auch um den Vertrieb und tragen die Risiken, falls die Magazine nicht verkauft werden.

  • Schließlich wählen viele Indie Magazin Macher:innen nicht nur beim Inhalt eine andere Herangehensweise, sondern auch bei der Produktion: Die Macher:innen entscheiden sich für spezifische, hochwertige Papiere für den Druck und veredeln die Cover, was entsprechend teurer ist.

Das Gute daran ist: Viele Leser:innen von Indie-Magazinen schätzen genau diese Herangehensweise und sind bereit, die höheren Deckungspreise zu zahlen, was diese große Vielfalt an Indie Magazinen möglich macht.

Brennen euch noch Fragen rund um Indie Magazine auf der Zunge? Schreibt sie uns gerne in die Kommentare!

Quellen:

Katy Cowan (2022): "20 independent magazines that every creative should have on their coffee table". https://www.creativeboom.com/features/20-independent-magazines-that-every-creative-should-have-on-their-coffee-table/ 

Conor Purcell (2018): "The rise of independent magazines: ‘It’s never been easier’. How a new breed of indie titles is attempting to hack the publishing industry". https://www.irishtimes.com/culture/books/the-rise-of-independent-magazines-it-s-never-been-easier-1.3491621

Naomi Van Groll: "A Look at Independent Magazine Publishing". https://writersedit.com/self-publishing/look-independent-magazine-publishing/

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